Aufgrund meines besonderen Interesses an experimentellen Forschungsprojekten und der klinischen Forschung, schloss ich mich kurz nach meinem Eintritt in die Augenklinik der Universität Münster im Juni 1994 der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Dr. med. Heinrich Gerding, dem damaligen leitenden Oberarzt der Klinik mit dem wissenschaftlichen Schwerpunkt experimentelle Ophthalmologie, an. Aus meinen ersten Projektarbeiten resultiert die von mir im Jahre 1997 abgeschlossene Dissertation (Note: „Sehr gut“) zum Thema „Chirurgische Behandlung der rhegmatogenen Ablatio retinae bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch externe Plombenaufnähung: Eine Ergebnisanalyse des Patientenguts der Universitäts-Augenklinik Münster. Die im Rahmen meines Dissertationsprojektes erzielten Ergebnisse und der Aufbau einer Datenbank, deren Umfang und Signifikanz das bisher vorliegende Datenmaterial übertrifft, waren und sind Grundlage für die im Januar 2007 begonnene eigene Projektarbeit in der Betreuung von 6 Doktoranden mit dem Ziel der Erweiterung des schon bestehenden Datenmaterials.
Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMB+F) wurde es möglich, im Oktober 1995 eine Arbeitsgruppe zur "Retina Implant"- Entwicklung, unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. med. H. Gerding, aufzubauen. Zielsetzung dieses Projekts ist die Entwicklung eines implantierbaren mikroelektronischen Implantats, das bei Erblindeten an noch erhaltene Ganglienzellen der Netzhaut ankoppelt, dort bildmusterkodierte Ganglienzellreizmuster überträgt und so eine Teilrehabilitation ermöglichen soll. In der Vorbereitung dieses Projektansatzes konnte ich schon im Rahmen einer vom BMFT in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie (Veröffentlicht im BMFT NeurotechnologieReport 1994) zahlreiche, später in die konkrete Entwicklung übernommene Vorschläge zur Oberflächen- und Formgestaltung, zur Befestigungsstrategie und zur technologischen Implantatauslegung beitragen. Die konkrete technologische und biomedizinische Entwicklungsarbeit eines epiretinalen Retina Implantates wird derzeit von einer koordinierten Projektgruppe aus 10 deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen (ca. 40 beteiligte Wissenschaftler) sowie parallel dazu von einem Industrieunternehmen betrieben. Innerhalb des BMBF-Verbundes wurde unsere Arbeitsgruppe in der ersten Förderphase (bis 2/2000) die Entwicklung von Implantations- und Befestigungsmethoden sowie die tierexperimentelle Untersuchung der Langzeit- und Bioverträglichkeit von Implantaten übertragen. Im Rahmen der diesbezüglichen Projektarbeit konnten völlig neuartige intraokulare Befestigungstechniken entwickelt und im LangzeitTierexperiment erfolgreich getestet werden. Technologisch wurden dabei zwei unterschiedliche Fixationsverfahren von uns entwickelt: 1. ein Verfahren der mikrodosierten Fibrinklebung unter Anwendung eines neuen elektrochemischen Bindungsverfahrens (in vivo) des Klebers an der inneren Grenzschicht der Netzhaut und 2. ein Verfahren der Verwendung von hybriden Metall/KunststoffMikrofixationselementen. Die Projektarbeit machte innerhalb des eigenen Aufgabenfeldes nicht nur die Bewältigung biologisch/chirurgischer Problemlösungen erforderlich, sondern war Anlass, über die medizinische Problemstellung hinaus, Entwicklungen von Geräten, Hilfsmitteln und neuartigen Mikrobefestigungsmedien zu betreiben - eine Aufgabenstellung, die nach zahlreichen anfänglichen Kooperationen zum Aufbau eines von der biologischen Problemstellung inzwischen separierten, eigenen technischen Entwicklungszweigs geführt hat. Wichtiges Produkt dieses Arbeitsfelds ist das von uns als Schlüsseltechnologie in die Gesamtkonzeption eingebrachte hybride Mikrofixationsstruktur. Unabhängig von der Hauptzielrichtung haben sich aus den Zwischenergebnissen des Retina Implant-Projektes mehrere klinisch anwendbare Entwicklungen ergeben. Derzeit befindet sich ein neuer Projektbereich der Retina ImplantEntwicklung im Aufbau, der funktionsanalytische Fragestellungen zum Gegenstand hat. Für diesen wurde eine umfängliche Förderung seit Juli 2000 aus Mitteln des Landes NRW gewährt. Innerhalb der laufenden Projektphase konnten erfolgreiche elektrophysiologische Funktionstestungen von Implantaten der ersten Generation an Primaten abgeschlossen werden. Seit einigen Jahren besteht auf dem Gebiet der Implantatentwicklung eine enge Kooperation mit einem in Bonn ansässigen Unternehmen (Intelligent Implants GmbH), für das ich als Consultant bis 6/2002 tätig war.
Von 1992 bis heute hat mich eine enge Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. H. Gerding (Leitung experimentelle Ophthalmologie, leitender Oberarzt) verbunden. Neben der gemeinsamen Arbeit in der Projektgruppe wurden und werden zahlreiche Ergebnisse auf nationalen und internationalen Kongressen präsentiert.
Betreuung von Doktoranden
Während meiner aktuellen Tätigkeit an der Universitäts-Augenklinik Münster und in der Gemeinschaftspraxis, betreue ich 6 Doktoranden und habe an der Organisation und Durchführung von zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen mitgewirkt. Während meiner fast 20 jährigen Tätigkeit in der Gemeinschaftspraxis Dr. Diener, Dr. Thelen, Dr. Mesh-Hadi habe ich einer Vielzahl an klinischen Studien der Phase 3 und 4 erfolgreiche als verantwortlicher Prüfarzt teilgenommen.
Münster, den 24.11.2012
Dr. Ulrich Thelen